Endlose See

Endlose See

Zusammenfassung

Etliche Monate nach der für alle unfassbaren Tragödie sind die meisten Bewohner des kleinen Küstenortes wieder in ihren Alltag zurückgekehrt. Nur die beiden ehemals besten Freundinnen halten sich nach wie vor jede in ihrem Haus versteckt und weigern sich hartnäckig, das Geschehene zu akzeptieren.

Als dann zwei alte Bekannte mit Forderungen auftauchen, muss sich zumindest eine von ihnen diesen stellen.

Textauszug

Ich stehe auf, gehe hinüber in die Küche und schenke mir einen Aquavit ein. Es ist ein Uhr. Zu früh, um auf Lasse zu warten und zu spät, um noch bis halb fünf eine ausreichende Portion Schlaf zu bekommen. Mein Blick fällt auf den alten Strickkorb, in dem ein angefangenes Projekt seit dem letzten Sommer auf seine Fortsetzung wartet. Wenn ich an all die gemütlichen Strickabende mit Mille denke … Was war das doch für eine unbeschwerte Zeit, trotz Nynnes Unfall und der Auswanderung von Tjark und Peder. Ganz in Gedanken betrachte ich das Regal daneben, in dem der Staub mittlerweile eine dicke Schicht bildet. Auf dem Boden davor laufen Wollmäuse um die Wette und den Wohnzimmertisch zieren unzählige Kreise von Gläsern, die in den vergangenen Monaten dort gestanden haben. Wann habe ich hier zum letzten Mal richtig geputzt?

Kurz entschlossen gehe ich zurück ins Schlafzimmer, tausche den Schlafanzug gegen ein paar bequeme Jogginghosen und ein ausgeleiertes Sweatshirt und krempel unter Freijas erstaunten Blicken die Ärmel hoch. Zunächst befreie ich im Wohnzimmer jedes einzelne Teil vom Staub, was insbesondere bei Leifs alter Werkbank eine große Herausforderung darstellt. Dabei bekomme ich etliche Hustenanfälle und fühle mich nun selbst extrem schmutzig und klebrig. Doch jetzt komme ich erst so richtig in Fahrt, werfe den Plattenspieler an und schiebe den Sauger im Rhythmus der Musik durch den Raum. Freija nimmt daraufhin Reißaus, zieht sich ins Schlafzimmer zurück und hofft vermutlich, dass dieses Theater schnell vorübergeht. Aber da hat sie sich verkalkuliert. Anschließend nehme ich die komplette Küche auseinander, die ebenfalls dringend eine Grundreinigung benötigt. Gegen halb vier knöpfe ich mir zuletzt das Bad vor und stelle mich danach minutenlang unter die heiße Dusche. Leifs Duschgel wurde nun ganz aus dem Programm genommen. Mir fehlt dieser vertraute Duft, der sonst immer das Bad erfüllt hat. Ich habe die letzte Verpackung mit den Resten aufgehoben und rieche ab und zu daran, wenn ich traurig bin, was derzeit fast mein Normalzustand ist.

Der vergangene Sommer hat alles verändert. Wieder einmal. Seitdem lebe ich wie unter einer Glocke, die mich in diesem Zustand der Schwermut gefangen hält.

Idee zum Buch

Auch wenn ich wie so viele das Meer und insbesondere die Nordsee unglaublich liebe, so habe ich schon immer Respekt vor ihr gehabt. Jedes Jahr werden ihre unbändige Kraft und die Strömungen von Urlaubern unterschätzt. Das Leben nimmt, wenn man es am wenigsten erwartet.

Details zum Buch

Erhältlich als eBook und Taschenbuch

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