#4 Fibromyalgie?
Einige von euch sind in der Rubrik „Über mich“ sicher über den Ausdruck „Fibromyalgie-Syndrom“ gestolpert. Ich möchte euch heute etwas mehr darüber erzählen. Aber keine Sorge, dies wird kein medizinischer Exkurs.
Fibromyalgie bedeutet wortwörtlich „Faser-Muskel-Schmerz“. Bei mir begann es mit Anfang 20. Ich hatte ständig Phasen mit Schmerzen an unterschiedlichen Stellen in der Muskulatur und war zudem meist auch völlig erschöpft. Immer wieder wurde ich in diversen Krankenhäusern untersucht, doch niemand konnte eine Ursache für meine Beschwerden finden. Ganz im Gegenteil: organisch war und bin ich völlig gesund. Damals gab es auch noch schmerzfreie Phasen. Als ich mit Mitte 20 in den Norden nach Bremen zog, hatte ich sogar über mehrere Jahre kaum Probleme.
Mit Anfang 30 kamen die schmerzhaften Phasen zurück und ein paar Jahre später erholte ich mich nach mehrfachen Bandscheibenvorfällen gar nicht mehr richtig. Ich musste und wollte funktionieren und je mehr ich es versuchte und forcierte, desto schlechter ging es mir. Es endete, wie mein erster Roman „Endlich bin ich ich“ beginnt: mit einem heftigen Burnout und Depressionen.
Als Fibromyalgiker hat man nur einen Bruchteil der Energie eines gesunden Menschen zur Verfügung und so muss man sich diese gut einteilen. Oft verschlingt schon das Aufstehen am Morgen einen großen Teil der Kraft. Wenn man über seine Grenzen geht, bekommt man die Quittung am nächsten oder übernächsten Tag, wenn noch nicht einmal Energie übrig ist, um auch nur irgendetwas zu tun. Man kann das ganz gut mit einer echten Grippe, aber ohne Fieber, vergleichen. Man ist kraftlos und erschöpft, jede Faser des Körpers schmerzt, dazu können unzählige Nebensymptome auftreten wie Depressionen, Schlaflosigkeit, Konzentrationsmangel, Rückenschmerzen, Verdauungsprobleme, Zahnschmerzen, brennende Haut, um nur einige zu nennen.
Es gibt Tage, da mag man die Welt draußen gar nicht sehen. Umso mehr genießt man es, wenn man spürt, dass wieder mehr Kraft vorhanden ist. Leider ist das Tückische daran, das man überhaupt nicht planbar ist. Ich kann morgens aufstehen und mich – für meine Verhältnisse – gut fühlen und am Nachmittag bricht alles in mir zusammen. Man kauft Karten für eine Veranstaltung, die man dann wieder verfallen lassen muss, weil man allein die Autofahrt dorthin nicht überstehen hätte.
Ich habe inzwischen meinen Weg gefunden, damit umzugehen, auch wenn es nicht immer leicht ist. Das Schreiben bietet mir die Möglichkeit, zeitlich flexibel meine Gedanken zu Papier zu bringen und hoffentlich wundervolle Charaktere und Geschichten zu kreieren, die meinen Leserinnen und Lesern schöne Lesestunden bereiten.
Ich bin sicher, eines Tages wird man die Ursache für Fibromyalgie ergründen. Ich hoffe sehr darauf!
Ihre Inken Ibsen