Bevor ich mein erstes Buch veröffentlicht hatte, waren mir Leserunden gänzlich unbekannt. Ich hatte noch nie davon gehört, obwohl ich von Kindheitstagen an eine sehr emsige Leserin war und bis heute geblieben bin. In Zeiten ohne Internet und Ebooks war Lesen ein Hobby, das man für sich allein ausübte. Man tauschte sich vielleicht mal in der Schule aus, wenn man ein Buch gelesen hatte, das einen besonders bewegt hat, aber auch das kam selten vor.

Als „Endlich bin ich ich“ dann veröffentlicht wurde, musste ich mich das erste Mal mit dem Thema Marketing auseinandersetzen. Ein Zweig, der mir bis heute nicht besonders liegt und mit dem ich bis zu diesem Zeitpunkt auch keine Berührungspunkte gehabt hatte. Aber in diesem Zusammenhang kam plötzlich der Rat: „Mach doch eine Leserunde, z.B. bei Lovelybooks.“ Natürlich dauerte es nicht lange bis andere Autoren dagegen wetterten. Die Leser dort würden nur Gratis-Exemplare abgreifen wollen und sie hätten danach nie wieder etwas von ihren Bewerbern gehört, auch wären die Mitglieder dort alle sehr jung. Außerdem, man höre und staune, müsse man sich bewusst sein, dass man auch mit negativer Kritik leben müsse. Diese Leserinnen und Leser würden mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg halten. Hoppla!

Mich konnten diese Kommentare nicht abschrecken, ich war bereit für ehrliche Meinungen und unverblümtes Feedback zu meinem Erstlingswerk. Ich war überrascht über die große Anzahl an Bewerbern, die ich bei der ersten Leserunde hatte. Es war immerhin mein erstes Buch, mich kannte niemand und zu allem Überfluss war ich auch noch Selfpublisherin, doch das Thema „Burnout“ interessierte offenbar. Und dann begann sie, meine erste Leserunde, und ich war absolut begeistert mit welchem Engagement und Eifer die Beiträge nur so sprudelten. Es war ein sehr bewegendes Gefühl, mit welchem Ernst sich die Leserinnen und Leser mit meinen Romanfiguren auseinandersetzten.

Ich weiß heute gar nicht mehr, ob sich alle Gewinner des Buches in der ersten Leserunde gemeldet haben, aber es gab positive und negative Kritik, die sicher mein Schreiben danach auch weitreichend beeinflusst hat. Es kamen vielschichtige Diskussion auf, die auch weit in den persönlichen Bereich von Lesern und mir gingen.

Final kann ich sagen, dass mir diese erste Leserunde und die folgenden drei sehr viel Spaß gemacht haben. Ich habe kritische und wohlwollende Leserinnen kennengelernt. Manche haben mich die ganzen vier Leserunden begleitet und sind – wie es eine Teilnehmerin jüngst selbst schrieb – ein Teil der „Endlich“-Familie geworden. Andere kamen später hinzu oder begleiteten meine Charaktere nur eine Zeitlang, zumindest bei Lovelybooks. Natürlich gab es auch Bewerber, die sich nach ihrem Gewinn nie wieder gemeldet haben. Auch musste ich mal ob der Kritik schlucken und länger über einen Kommentar nachdenken. Dennoch würde ich eine Leserunde jedem Autor ohne Wenn und Aber empfehlen. Näher kommt man kaum an seine Leser und wer Wert auf ehrliche Rezensionen legt, sollte darauf nicht verzichten.

Ich danke den vielen Leserinnen und Lesern bei Lovelybooks, die mich in den Leserunden begleitet haben! Es hat mein Leben als Autorin sehr bereichert und ich freue mich jetzt bereits schon auf das nächste Mal!

Eure Inken Ibsen